Projektart | Drittmittelprojekt |
Träger | gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, fachlich begleitet vom PT DLR Arbeitsgestaltung und Dienstleistungen |
Laufzeit | 01.08.2009 – 28.02.2014 |
Betreuende | Anja Cordes Kristina Mangold |
Beschreibung
Die Dynamik der für Handwerksbetriebe relevanten Veränderungen sowie deren Komplexität und Instabilität ist in den letzten Jahren ständig gestiegen und wird auch in Zukunft weiter steigen. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen sich die Handwerksbetriebe diesen Veränderungen stellen, ihnen souverän und angstfrei entgegenblicken, proaktiv handeln und sich mindestens mit der gleichen Veränderungsgeschwindigkeit weiterentwickeln. Dies setzt bei den Betrieben und deren Beschäftigten ein hohes Maß an „Veränderungsbereitschaft“ (Bereitschaft zum „ständigen“ Wandel), Lernbereitschaft und „Veränderungsfähigkeit“ sowie eine steigende gesamtbetriebliche Flexibilität voraus. Lange Zeit war das flexible Reagieren auf Veränderungen ein Vorteil kleiner Betriebe, da der Change Agent (i. d. R. der Unternehmer selbst) hier sehr gut die Betroffenen „mitnehmen“ kann.
In dem Maße, wie Prozessstandards und Anforderungen, insbesondere durch die Komplexität von Technologien steigen, kommen Handwerksbetriebe – vermeintlich oder tatsächlich – jedoch an ihre Grenze. D. h. es besteht einerseits die Gefahr, dass ihre Instrumente zur erfolgreichen Bewältigung von Veränderungen, vor allem das rechtzeitige Agieren und das flexible Reagieren, nicht mehr ausreichen bzw. nicht präzise oder problemadäquat genug sind. Andererseits steigt mit dem Veränderungsdruck und der Veränderungsdynamik der Wunsch nach Stabilität (Sicherheit, Orientierung, Beherrschbarkeit, Planbarkeit etc.). Aus diesen Entwicklungen können für Handwerksbetriebe immense Herausforderungen – Chancen und Risiken – erwachsen, die zu erforschen sind und für deren Bewältigung ein handwerksgerechtes Modell, Handlungskonzepte und Instrumente zur Umsetzung in Handwerksbetrieben und Unterstützungsangebote zu entwickeln sind.
Damit Handwerksbetriebe innovations- und wettbewerbsfähig bleiben, sind handwerksgerechte Lösungen zur Ausbalancierung von Flexibilitätserfordernissen und Stabilitätserwartungen dringend zu entwickeln und zu erproben.
Das Verbundprojekt HaFlexSta:
- erforscht hierzu die Ambivalenz von Flexibilitätserfordernissen und Stabilitätserwartungen in Handwerksbetrieben,
- entwickelt Lösungskonzepte für eine Ausbalancierung von Flexibilität und Stabilität,
- erarbeitet praxistaugliche Instrumente, erprobt diese pilotartig und
- entwickelt Übertragungskonzepte.
Projektfortschritt
Zentrales Ergebnis sind die „HaFlexSta“-Beratungstools (Dienstleistungsangebote) für eine zukunftsorientierte Betriebsberatung im Handwerk: Die Werkzeuge wurden gemeinsam mit den 15 Handwerksunternehmern erarbeitet und vor Ort erprobt. Zur Erprobung wurden die Betriebe in zwei Unternehmernetzwerke zusammengefasst und arbeiteten in diesen Zusammenschlüssen in einem Zeitraum von Juni 2010 bis Januar 2012 zusammen.
Beratungstools:
- HaFlexSta-Betriebscheck
- Überbetriebliche Qualifizierung zum/r Auftragsverantwortlichen vor Ort (AvO)
- Gruppenberatung in Form moderierter Netzwerke
In fünf Aktionsfeldern zur Förderung der Flexibilität und Stabilität wurden elf Unterstützungsangebote erprobt:
Aktionsfeld „strategische Betriebsführung in Handwerksbetrieben“
- Förderung der strategischen Ausrichtung eines Handwerksbetriebs durch ein mit allen Mitarbeitenden erarbeitetes Unternehmensleitbild
- Förderung des strategischen Denkens / der strategischen Orientierung
- Installierung einer Führungsebene auf Bau-/ Montagestellen in Form von Auftragsverantwortlichen vor Ort (AvO)
- Installierung einer handwerksgerechten Personalentwicklung
Aktionsfeld „Mitarbeiterbeteiligung im Rahmen der operativen Betriebsführung“
- Installierung regelmäßiger und wertschätzender Mitarbeitergespräche
- Unterstützung von Mitarbeiterbefragungen in Handwerksbetrieben
Aktionsfeld „handwerksgerechter Arbeitsschutz (inkl. Gesundheitsförderung)“
- Installieren von Werkzeugen eines handwerksgerechten Arbeitsschutzes in Betrieben mit nichtstationären Arbeitsplätzen
Aktionsfeld „kleinbetriebsgerechtes Prozessmanagement“
- Förderung eines professionalisierten Prozessmanagements: Beschreibung und Optimierung von Prozessen mit Beschäftigten
Aktionsfeld „Kapazitäts- und Engpassplanung in Handwerksbetrieben“
- Installieren handwerkstauglicher Werkzeuge zur strukturierten Verbesserung der Kapazitäts- und Engpassplanung
Fortbildungskonzept „Auftragsverantwortlicher vor Ort (AvO)“
Zudem wurde das Fortbildungskonzept „Auftragsverantwortliche/r vor Ort (AvO)“ konzipiert. Dieses qualifiziert Gesellen und Gesellinnen in Handwerksbetrieben mit Baustellenarbeitsplätzen darin, diese eigenständig zu führen. Dies entstand auf Basis der identifizierten Bedarfe der Unternehmer des Handwerks und wurde gemeinsam mit 8 Unternehmern erarbeitet und mit 25 Gesellen erprobt (Abbildung 1 skizziert das Fortbildungskonzept).