itb Karlsruhe – Forschen für das Handwerk.

Branchenstudie zum Dachdecker­handwerk in Bayern

Projektart Forschungs- und Arbeitsprogramm des DHI (2020/21)
Träger
gefördert das Bayrische Dachdeckerhandwerk – Landesinnungsverband
Laufzeit 01.06.2020 – 31.12.2021
Betreuende Anja Cordes
Judith Schliephake

Beschreibung

Das Dachdeckerhandwerk stellt für die gesamtwirtschaftliche Wertschöpfung sowie für Wachstum und Beschäftigung ein bedeutendes Gewerk des deutschen Handwerks dar. Die Handwerkszweige rund um den Bau wirken sich stabilisierend auf das Gesamthandwerk aus. Vor diesem Hintergrund ist von Interesse, welche Anforderungen und Handlungsfelder im Dachdeckerhandwerk derzeit im Fokus stehen und unter welchen Bedingungen die Betriebe ihre Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit aufrechterhalten können. Als Datenbasis dient eine quantitative Befragung von Unternehmerinnen und Unternehmern des Dachdeckerhandwerks in Bayern.

Ziel des Projektes ist es, Handlungsfelder, Herausforderungen und Potenziale der Betriebe des Bayrischen Dachdeckerhandwerks zu erheben und hieraus Handlungsempfehlungen abzuleiten.

Folgende Fragen standen im Mittelpunkt:

  • Welche aktuellen Herausforderungen sehen die Betriebe des bayrischen Dachdeckerhandwerks?
  • Wie gehen diese Betriebe bei der Nachwuchsgewinnung und Bindung von Mitarbeitenden vor?
  • Inwieweit sehen die Betriebe die Erfüllung der Bürokratiepflichten aktuell als eine Belastung an und wie gehen sie damit um?
  • Welche Unterstützungsbedarfe haben die Betriebe?

Projektfortschritt

Im Rahmen des Projektes erschien die Veröffentlichung „Personal finden und binden in Zeiten steigender Bürokratiebelastung – Handlungsfelder und Potenziale des bayerischen Dachdeckerhandwerks“ von Anja Cordes und Judith Schliephake. Zentrale Erkenntnisse waren:

  • Die aktuellen Handlungsfelder der bayrischen Dachdeckerbetriebe sind die Fachkräftesicherung, die Bindung von Beschäftigten an den Betrieb und die Belastung durch Bürokratie. Durch diese Problemlagen fokussieren sich viele Betriebe auf die Bestanderhaltung und weniger auf die Zukunftssicherung (wie u. a. auf die Themen Innovationen oder Digitalisierung).
  • Betriebe haben unabhängig von ihrer Unternehmensgröße „sehr große“ Schwierigkeiten bei der Gewinnung von Nachwuchs- und Fachkräften haben.
  • Die Sicherung des eigenen Nachwuchses durch die berufliche Ausbildung wird vonseiten der Betriebe als zentrales Instrument der Fachkräftesicherung gewertet.
  • Die größte Wirksamkeit zur Bindung von Mitarbeitenden sprechen die Betriebe Fahrtkostenzuschüssen, Einzelgesprächen mit den Mitarbeitenden und gemeinschaftlichen Aktivitäten zu.
  • Kleinere Betriebe nutzen im Gegensatz zu größeren Betrieben weniger Instrumente zur Mitarbeiterbindung als auch zur Rekrutierung.
  • Der tatsächliche zeitliche Aufwand, den die Betriebe zur Bewältigung von bürokratischen Aufgaben erbringen müssen, liegt deutlich über dem für die Betriebe erträglichen Maß.
  • Die Bürokratielast ist für den überwiegenden Anteil der Unternehmen in den letzten zwei Jahren stark angestiegen.
  • d. R. ist die Unternehmerin oder der Unternehmer für die Bürokratiepflichten zuständig.

Die Befragungsergebnisse legen Bedarfe zur Weiterentwicklung und zur Unterstützung offen, zeigen aber auch Erfolgsfaktoren und Potenziale der Dachdeckerbetriebe auf. Hieraus lassen sich Implikationen für Empfehlungen zur Ausgestaltung von Unterstützungsangeboten ableiten. So kann die Handwerksorganisation Betriebe darin unterstützen, sich auf die Umsetzung besonders wirksamer Instrumente der Fachkräftesicherung zu fokussieren, die wenige zeitliche/finanzielle Ressourcen binden, jedoch eine starke Wirkung haben. Diese sind z. B.

  • regelmäßige Rückmeldungen an Beschäftigte durch die Führungskraft
  • das Einräumen von Möglichkeiten zur Mitbestimmung und ein wertschätzender Umgang im alltäglichen Handeln
  • das Aufzeigen von Laufbahnperspektiven
  • die Erschließung besonderer Zielgruppen bei der Fachkräftesicherung

Weitere Handlungsempfehlungen zu den Themenfelder Fachkräftesicherung, Mitarbeiterbindung und Abbau der Bürokratiebelastung finden sich in der erschienenen Publikation.

Veröffentlichungen

Personal finden und binden in Zeiten steigender Bürokratiebelastung

Cordes, A. & Schliephake, J. (2021)
Karlsruher Schriften für Handwerksforschung, Band 04. Institut für Betriebsführung im DHI e. V.